Von Wales erwartet man eher hügelige Schafweiden als die vielfältigen Küsten und Berglandschaften, die das kleine Land zu bieten hat. Der im Snowdonia National Park gelegene Mount Snowdon ist mit 1085 Metern der höchste Berg von Wales. Sein walisischer Name Yr Wyddfa bedeutet Grab oder Gruft, aber so gefährlich ist der Berg heute bei Weitem nicht mehr! Die Schwierigkeitsgrade der verschiedenen Wege reichen von Bergbahn über Treppe und Pfad hin zu messerscharfem Grat. Und genau für diesen messerscharfen Grat namens Crib Goch haben wir uns entschieden. Er gehört zum sogenannten Snowdon Horseshoe Hike, einem der spektakulärsten Rundwege in Wales über die 3 Gipfel Crib Goch, Snowdon und Y Lliwedd.
Anreise & Parken
Der Horseshoe Hike startet und endet am Pen-y-Pass Parkplatz, der wohl erst seit Kurzem Vorbuchungen erfordert. Zumindest wusste davon kaum jemand und viele parkten letztlich in kleinen Ausbuchtungen am Straßenrand. Wenn man überhaupt einen Parkplatz bekommt, kostet der zwischen £18 bis zu 8 h und £40 pro Tag. Außerdem ist die Website justpark.com recht undurchsichtig, weil die gewählten Zeiten ständig als ausgebucht angezeigt werden, anstatt einfach freie Zeiten anzuzeigen. Am einfachsten ist es wohl in den nächstgelegenen Orten den Park-and-Ride-Service zu nutzen. Am Pen-y-Pass gibt es auch ein Youth Hostel, das aber oft ausgebucht ist und gerade in den Ferien sehr teuer werden kann.
Snowdon Horseshoe Hike
Der Snowdon Horseshoe Hike über die Gipfel des Crib Goch, Snowdon und Y Lliwedd ist eine der schönsten aber auch anspruchsvollsten Routen am Snowdon. Auf 13 km überwindet man 1030 Hm und sollte etwa 5-7 h einplanen.
Crib Goch
Vom Parkplatz folgt man dem Pyg Track bis zum Abzweig am Crib Goch. Der Aufstieg zum ersten Gipfel ist kein wirklicher Weg, sondern eher eine Kletterpassage, auf der man sich seinen Weg suchen muss. Kletterausrüstung ist dafür nicht notwendig, denn die Tritte und Griffe sind sehr gut ausgeprägt und so steil ist es nicht. Auch die Gratwanderung an sich ist nicht technisch schwierig, nur tritt- und griffsicher solltet ihr auf der ganzen Route unbedingt sein! Trotzdem war ich absolut begeistert von meiner ersten messerscharfen Gratwanderung! Bei gutem Wetter kann man neben dem spannenden Grat die wunderschöne Landschaft rund um den Snowdon sehen. Wir waren allerdings bei Nebel oben und konnten kaum uns selbst sehen. Durch die schlechten Bedingungen haben wir mit den paar anderen Leuten auf dem Berg eine kleine Leidensgemeinschaft und fast schon neue Freunde gefunden. Von dort aus kann man dem Grat auch weiter auf den Snowdon folgen und so die Massen auf den herkömmlichen Routen umgehen.


Snowdon
Nachdem wir hinter dem Crib Goch falsch abgebogen sind, sind wir versehentlich auf dem Miner’s Track gelandet. Hier haben wir auch unsere Freunde vom Crib Goch verloren, die ihren kleinen Hund wieder aus dem Hunderucksack holten. Die Schlange auf dem Weg zum Gipfel erinnerte uns stark an die Bilder vom Mount Everest. Zur Verteidigung soll es aber auch ein besonders volles Wochenende am Snowdon gewesen sein, immerhin waren wir zu Ostern da! Auch für die Gipfelscheibe musste man sich anstellen, was manche einfach umgehen und damit nicht gerade für gute Stimmung bei den Anstehenden sorgen. Ohne Nebel kann man eigentlich auch die Seen unterhalb des Gipfels, die anderen Berge und das Meer sehen. Der Nebel lichtete sich aber erst, als wir vom Gipfel schon wieder runter waren.




Y Lliwedd
Wir sind dem Snowdon über den Watkin Path nach unten gefolgt. Um aber zum Pen-y-Pass und damit zurück zum Auto zu kommen, mussten wir über den Gipfel des Y Lliwedd. Der gehörte zu den 3 Gipfeln des Horseshoe Hike, den wir uns als Route ausgesucht hatten. Nach den ersten beiden Gipfel war uns eigentlich nicht mehr nach einem dritten, aber das war nun einmal der einzige Weg. Wir haben uns über diesen letzten und unwegsamen Aufstieg gekämpft, der auch mehr aus Klettern als Wandern bestand. Der Abstieg war nicht weniger anstrengend und ging ziemlich auf die Knie. Dafür hatten wir wenigsten auf 1 von 3 Gipfeln Sonne und eine richtige Aussicht. Auf dem Abstieg haben wir auch noch die Bergrettung über den See fliegen sehen, bevor wir auf dem letzten Stück dem Miner’s Track entlang der Seen gefolgt sind.






Fazit
Der Snowdon ist sehr touristisch, weil er als höchster Berg von Wales natürlich attraktiv ist und durch seine Vielfalt an Wegen auch für jeden begehbar. Den Horseshoe Hike über den Crib Goch und Y Lliwedd fand ich körperlich nicht wesentlich anstrengender als den normalen Aufstieg, er erfordert aber ausgesprochen viel Trittsicherheit. Deshalb empfehle ich den Horseshoe Hike definitiv nur geübten und fitten Wanderern mit Erfahrung im Gebirge! Allen anderen empfehle ich einen Aufstieg über einen der vielen anderen Wege, denn für die Aussicht über Snowdonia und das Meer lohnt es sich auf jeden Fall!
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