Bergtour auf den Säuling über Schloss Neuschwanstein

Bevor ich im September zurück ins Studium musste, wollte ich letzten Sommer unbedingt noch einmal für eine Bergtour in die Alpen fahren. Das Problem daran war nur, dass ich den ganzen Sommer für meine Wehrübung und Pflichtpraktika im Norden war. Glücklicherweise können Soldaten aber seit 2020 jederzeit kostenlos die Bahn nutzen. Diese Chance haben wir ergriffen und sind im Juni kurzerhand über’s Wochenende mit dem Zug 12 h ins Allgäu gefahren, um den Säuling (2047 m) in der Nähe vom Schloss Neuschwanstein zu besteigen. Leider waren an diesem Wochenende alle bezahlbaren Unterkünfte rund um Füssen ausgebucht, also mussten wir kreativ werden.

An- und Abreise

Weil in den Alpen bereits alle Unterkünfte an diesem Wochenende ausgebucht waren, entschieden wir uns für eine Nacht in München zu bleiben. So waren wir auch flexibel, falls sich das Wetter in Füssen spontan verschlechtern sollte. Es verschlechterte sich aber nicht, also blieben wir dabei den Säuling zu besteigen. In Uniform konnten wir den ICE nach München kostenlos nehmen, für den RE nach Füssen am nächsten Morgen entschieden wir uns aber für das 9-Euro-Ticket und normale Kleidung. Nach 7 h im ICE und weiteren 2 h im RE waren wir auch schon in Füssen, wo auch gleich der Bus nach Hohenschwangau wartete, für den das 9-Euro-Ticket ebenfalls galt.

Der letzte Bus zurück nach Füssen fuhr um 19:30 Uhr, nur im Juli und August fuhr noch einer um 20:10 Uhr. Natürlich hatten wir den letzten Bus verpasst, also nahmen wir ein Taxi für 15 € zurück zum Bahnhof. Um 21:30 Uhr fuhr unser RE nach Augsburg, wo wir uns wieder in unsere Uniformen umzogen und den ICE zurück nach Bremen nahmen. Es fühlte sich merkwürdig an, mit dem ICE in Heidelberg zu halten. Immerhin wohnte ich quasi noch und bald wieder hier, andererseits hatte ich die Stadt seit 9 Monaten nicht mehr gesehen. Insgesamt haben wir auf dem Weg von Hamburg über Berlin nach Füssen und zurück über Stuttgart, Frankfurt und Köln nach Bremen einmal Deutschland mit dem Zug umrundet und das fast kostenlos.

Eine Nacht in München

Wir kamen um 17:00 Uhr an der Pension Köberl in München an. Die Unterkunft war einfach, gut und günstig mit 57 € für zwei Personen pro Nacht. Am wichtigsten war für uns aber erstmal, die Uniformen an diesem heißen Tag gegen Sommerkleidung zu tauschen. Danach wollten wir schnellstmöglich noch auf den Viktualienmarkt, um dort ein paar Snacks für unsere Bergwanderung am nächsten Tag zu besorgen. Leider hatte um 18:40 Uhr alles außer dem Biergarten schon geschlossen, kein Problem, den nehmen wir auch. Zuvor hatten wir am Marienplatz Madeleine getroffen, eine meiner engsten Freundinnen aus Aberystwyth, die auf ihrer Europareise gerade hier unterwegs war. Auch das war natürlich ein wichtiger Grund, um nach München zu fahren! Mit ihr waren wir nach dem Biergarten noch asiatisch essen und für ein paar Cocktails im Sausalitos. Um 23:30 Uhr verabschiedeten wir uns und fuhren zurück in unsere Pension, wo wir am nächsten Morgen schon um 08:00 Uhr aufbrechen mussten.

Bergtour auf den Säuling über Schloss Neuschwanstein

Wir nahmen am Bahnhof in Füssen den Bus um 11:00 Uhr und waren eine viertel Stunde später auch schon in Hohenschwangau, wo wir uns direkt verlaufen haben. Den Weg zum Schloss Neuschwanstein zu finden ist zum Glück nicht schwer, denn dahin muss man nur den Touristenströmen folgen. Zum Schloss wollten wir zwar gar nicht, immerhin kannten wir es beide schon und wollten ohnehin die Menschenmassen meiden. Trotzdem fanden wir von dort wieder auf den Wanderweg zum Säuling. Die Marienbrücke war im Sommer 2022 noch gesperrt, aber wir kamen auch so noch an zwei Aussichtspunkten vorbei, von denen man einen wunderschönen Blick auf Schloss Neuschwanstein und Hohenschwangau, den Alpsee und Forggensee, aber auch tief bis ins bayrische Flachland hat. Hinter diesen Aussichtspunkten wurde es auf dem Weg plötzlich deutlich ruhiger und uns begegneten nur noch wenige Wanderer.

Auf den nächsten Kilometern haben wir ordentlich Höhenmeter gemacht, teils im Schatten der Bäume und teils in der prallen Sonne. Die Hitze machte den Aufstieg anstrengend aber nicht weniger schön. Da der Säuling quasi in der ersten Reihe der Alpen liegt, hat man eine unglaublich weite Aussicht auf Bayern, wenn man an der deutsch-österreichischen Grenze den Berg umrundet. Mit Deutschland endet auch der Nadelwald an der Grenze. Der Kahlschlag in Österreich sah nicht nur traurig aus, sondern schützte auch kein Stück mehr vor der enorm starken Sonne. Die einzige Zuflucht ab hier war das Säulinghaus auf 1720 m. Mit einer kalten Holunderschorle im Schatten den Ausblick zu genießen war genau das, was wir jetzt brauchten. Beim Blick auf die Gipfel wurde mir erst klar, wie unwirklich es war, dass wir erst gestern aus Hamburg angereist sind und morgen auch schon wieder dort wären. Lange konnten wir uns aber nicht ausruhen, immerhin mussten wir um 21 Uhr schon wieder am Bahnhof sein.

Nach der Hütte musste man ein ganzes Stück kraxeln, nicht so, dass man Kletterausrüstung bräuchte, aber schon mit Händen und Füßen. Vom Kamm hat man dann wieder eine ewig weite Aussicht auf die Allgäuer Seenlandschaft und Schlösser einerseits und das Zugspitzmassiv andererseits. Es war verdammt warm und die Sonne hat auf den letzten Kilometer noch einmal richtig gebrannt, während wir dem steilen Schotterweg bis auf den Gipfel folgten. Der Gipfel liegt auf 2047 m auf der österreichischen Seite. Wir haben eine kurze Pause gemacht, die Aussicht genossen und uns ins Gipfelbuch eingetragen. Dann wollten wir auch wieder weiter, immerhin ging es uns ja um die Wanderung und die Aussicht hatten wir auch unterwegs, vor allem aber mussten wir bis 21 Uhr wieder am Bahnhof sein.

Also machten wir uns gegen 16 Uhr auf den Rückweg, diesmal aber über die deutsche Seite. Es war eine gute Idee über die österreichische Seite auf- und über die deutsche Seite wieder abzusteigen. So konnten wir zumindest beide Routen sehen und vergleichen. Während die österreichische Seite gemächlicher ist und mehr Ausblicke bietet, ist die deutsche Seite steiler und schneller. Auf dem Rückweg wurden wir von anderen Wanderern vor einer tiefen, steilen Leiter gewarnt, die angeblich nichts für Menschen mit Höhenangst wäre. Als wir an der Leiter ankamen, waren wir über das Drama etwas verwundert. Sie war vielleicht 5 m hoch und nicht einmal komplett senkrecht. Ich bezweifle, dass man sich bei einem Sturz hier überhaupt etwas brechen würde, aber gut.

Um 18.30 Uhr waren wir schneller als gedacht wieder in Hohenschwangau angekommen und meine Knie haben vom schnellen Abstieg etwas gezittert. Wir hatten noch ausreichend Zeit für einen Abstecher zum Alpsee, in dem wir uns vor dem wunderschönen Bergpanorama mit Blick auf Schloss Hohenschwangau abkühlten. Die Abkühlung tat nicht nur unseren Muskeln und unserer brennenden Haut gut, sondern ließ uns auch wieder frisch und sauber für die lange Rückfahrt fühlen, nachdem wir am Berg ziemlich geschwitzt hatten.

Fazit

Ich kann nicht glauben, dass wir das wirklich durchgezogen haben und für einen Tag und nur eine Bergtour in die Alpen gefahren sind. Die Planung war zunächst gar nicht so einfach, denn an einem Wochenende im Juni findet man so spontan keine bezahlbaren Unterkünfte in Füssen. Durch den Zwischenstopp in München konnte ich dafür meine gute Freundin Madeleine wiedersehen und ausgeruht von der Bergtour haben wir uns dann halt im Nachtzug zurück Richtung Norden. Ein Tag in den Alpen lohnt sich immer und auch wenn der Trip etwas unkomfortabel war, hat er uns immerhin nur schlappe 45 € p.P. gekostet.

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