14 Tage Roadtrip durch Wales

Während meines Auslandsjahres wollte ich möglichst ganz Wales bereisen, ohne Auto ließ sich das aber nur schwer umsetzen. Deshalb hatten wir für den Besuch eines Freundes im April einen Roadtrip geplant. Wales ist nicht sonderlich groß und lässt sich ohne lange Fahrzeiten gut in 2 Wochen erkunden. Mietwägen sind derzeit unglaublich teuer, für die 2 Wochen hätten wir mit Vollkasko trotz Rabattes für den kleinsten Wagen fast 800 € gezahlt. Also hatten wir die Idee, dass mein Freund mit seinem eigenen Auto von Deutschland herkommt.

Mit dem eigenen Auto nach Großbritannien

Von Berlin nach Aberystwyth sind es etwa 15 h und 1500 km, auf denen man die Niederlande, Belgien und Frankreich durchquert. Auf der gesamten Strecke gab es zum Glück keine Mautstraßen. In Calais haben wir uns für die Fähre entschieden, die uns hin und zurück 150 € kostete und 1,5 h für die Strecke nach Dover brauchte. Man bekommt nach der Buchung eine Bestätigung per E-Mail, die man am Schalter einfach vorzeigt und wird dann vom Personal vor Ort auf die Fähre geleitet. Alternativ kann man auch den Eurotunnel nehmen. Auf der linken Seite zu fahren war etwas ungewohnt, aber auch da kommt man schnell rein. Wir haben allein für die An- und Abreise mit Fähre und Sprit 400 € gezahlt, mit Flugzeug und Mietwagen wären es locker 1000 € geworden!

09. April – Aberystwyth

Nach 25 h im Auto wollten wir meinem Kumpel eine Pause gönnen und den Tag in Aberystwyth verbringen. Wir starteten unseren „Urlaub“ typisch britisch mit Fish & Chips im P.D. Diner an der Promenade, bei bestem Wetter und mit Meerblick. Von dort wanderten wir über den Constitution Hill zur Clarach Bay, wo wir uns mit einem Eis an den Strand setzten. Eigentlich wollten wir direkt an der Küste auf den Felsen zurück, bis wir an der Leiter ankommen, die zurück in die Stadt führt. Das ist eine meiner liebsten Wanderungen in Aber, aber nur bei Ebbe begehbar. Heute wollte das Wasser aber einfach nicht sinken und so mussten wir über den Hügel zurück. Wir konnten gerade noch seitlich in eine Höhle am Strand klettern, in die von vorn die Wellen schwappten. Wir sind dann in Aber auf die Leiter geklettert, um die Küste wenigstens von der anderen Seite zu sehen. An der Promenade entlang gingen wir zur Schlossruine und holten uns anschließend Pommes mit Mac & Cheese und Bacon zum Abendessen im White Horse. Mit dem Sonnenuntergang am Strand haben wir heute wirklich die volle Aberystwyth-Erfahrung bekommen.

10. April – Devil’s Bridge, Rotmilane & Cavern Cascade

Auch am zweiten Tag wollten wir noch nicht zu weit fahren, abends in unseren Betten schlafen und duschen können. Um Aberystwyth herum gab es eh noch einiges zu erkunden, wohin man nur mit dem Auto kam.

Devil’s Bridge

Erstes Ziel war die Devil’s Bridge, der bekannteste Tagesausflug von Aberystwyth. Auf einer Straßenseite zahlt man etwa £ 4 für einen 10-minütigen Rundweg zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man einen tollen Blick auf die drei Brücken und die sogenannte Punchbowl hat. Die ist ein vom Wasserfall geformter Pool, ein perfekter Kreis im Fels. Laut einer Legende wurde die erste Brücke vom Teufel für eine alte Frau gebaut. Im Gegenzug wollte er die erste Seele haben, die diese Brücke überquerte. Nachdem die alte Frau ihn hereinlegte und ihren Hund zuerst hinüberschickte, kam der Teufel vor Scham nie wieder nach Wales. Tatsächlich wurde die erste Brücke wohl im 11. Jhd. von Mönchen gebaut, bevor die 2. Brücke 1753 und die 3. Brücke 1901 einfach draufgesetzt wurden. Für die andere Straßenseite muss man noch einmal £ 7 bezahlen. Dafür bekommt man einen 45-minütigen Spaziergang vorbei an Wasserfällen, einer unglaublich steilen Treppe und der Robbers Cave, einer ehemals im Boden gelegenen Höhle, die aufgesprengt wurde, nachdem die Räuber und ihre Beute darin gefunden wurden. Die Devil’s Bridge ist ein schöner aber sehr touristischer Ort, an dem die Natur an Urlauber vermarktet wird.

Rotmilane in Bwlch Nant Yr Arian

Die Fütterung von Rotmilanen ist eine Attraktion in Wales. Anfangs konnte ich mich dafür gar nicht begeistern, nachdem es mir aber mehrfach empfohlen wurde und oftmals kostenlos ist, wollte ich dem eine Chance geben. Jeden Tag um 15 Uhr BST (14 Uhr im Winter), werden die Rotmilane mit Fleisch gefüttert. Schon vor 15 Uhr sammeln sich hunderte Raubvögel am Himmel, als hätten sie eine innere Uhr. Als die Fütterung begann, stürzten sie sich in Massen auf das Fleisch am Boden. Ich war skeptisch, aber es war wirklich beeindruckend! Wenn möglich solltet ihr ein Fernglas mitbringen, das hat uns auch noch auf dem gesamten Roadtrip begleitet.

Hafod Estate

Das Hafod Estate ist ein großes Anwesen voller Wald, Wasserfällen und Wanderwegen etwa 30 min außerhalb von Aberystwyth. Vom sogenannten Gentleman`s Walk führt ein Weg nach Süden ab, an dessen Ende sich der Cavern Cascade befindet. Der Wald auf dem Weg dorthin ist wunderschön und mit dem vor uns liegenden Ziel in Aussicht noch viel schöner. Eigentlich ist der Wasserfall momentan wegen Steinschlaggefahr gesperrt, er ist aber auch viel zu spannend, als dass wir ihn aus Angst vor Steinen meiden würden. Es ist beeindruckend, wenn man zunächst in die dunkle Höhle steigt, den Wasserfall nur hören kann und das Ende der Höhle plötzlich nur ein Loch in der Decke ist, aus dem ein Wasserfall kommt!

Nach diesem ereignisreichen Tag und selbstgemachten veganen Burgern, haben wir uns für die vorerst letzte Nacht in unsere Betten verzogen.

11. April – Coasteering, Blue Lagoon & Green Bridge

Heute war der Tag des Aufbruchs nach Süden. Da Wales nicht sonderlich groß ist, brauchten wir auch dahin nur etwa 2 h. Mich hat den ganzen Tag der Gedanke begleitet, nicht zu wissen wo wir heute Nacht schlafen werden.

St. Davids Cathedral

Vor unserem Termin hatten wir noch etwas Zeit den kleinen Urlaubsort zu erkunden. Wir besuchten die Kathedrale und die danebenliegende Klosterruine. Wir schlenderten durch das Städtchen und die kleinen Lädchen, die wie fast überall in Wales noch nicht durch Ketten verdrängt wurden.

Coasteering

Coasteering ist ein Natursport, der von TYF in St. Davids erfunden wurde. Deshalb haben wir uns auch für diesen Veranstalter entschieden, obwohl sich der Sport mittlerweile fast über die gesamte Küste verbreitet hat. Coasteering ähnelt dem Canyoning, man schwimmt, klettert und springt – nur eben an der Küste. Wir wurden von Louise und Mat empfangen, die heute unsere und nur unsere Guides sein würden. Bei diesen Temperaturen trauen sich noch nicht viele ins Wasser und so hatten wir eine private Tour. Aber in den Neoprenanzügen würde es doch wie beim Surfen warm bleiben, oder? Wir hatten zuvor eine Email bekommen, dass die Bedingungen etwas rau werden könnten und wir den Termin gern verschieben können. Aber wir wollten uns der Herausforderung stellen und uns das gute Wetter für die Tage aufheben, an denen wir nicht sowieso nass werden.

Wir fuhren an den Strand nach Abercastle, vor dessen Küste eine Insel liegt. Zu der sind wir etwa 100 m geschwommen und mir wurde schnell klar, dieser Ausflug wird verdammt kalt! Auf der Insel sind wir auf die Felsen geklettert und ins Wasser gesprungen. Mein Highlight waren die Höhlen, die sich quer durch die Insel zogen und in die wir von den Wellen getrieben wurden. Wir haben uns von 3 m hohen Wellen in Felsspalten treiben lassen, in denen wir uns links und rechts mit den Füßen abstoßen mussten. Meine größte Herausforderung waren die Sprünge aus 6 m Höhe. Ich habe keine Höhenangst, ich vertraue dem Wasser und meine Ohrenstöpsel, die ich seit meinem Unfall in Frankreich brauche, hatte ich auch drin. Irgendetwas am Klippenspringen ist mir einfach unheimlich. Ich konnte mich nach kurzem Zögern doch noch überwinden und es war auch absolut unproblematisch. Das größte Problem war aber die Kälte. Nach 2 h im Wasser habe ich unglaublich gefroren! War es ein unglaubliches Erlebnis? Ja! Muss man dafür £ 75 (~90 €) bezahlen? Nicht unbedingt, denn beispielsweise auf Anglesey bekommt man Coasteering für £ 50.

Blue Lagoon

Die Blue Lagoon ist ein türkisblaues Becken direkt am Meer. Der alte Steinbruch wurde uns von Louise empfohlen und den Tipps von Locals wollten wir unbedingt folgen! 2016 fand hier das Red Bull Cliff Diving statt und noch heute wird die Ruine am Eingang der Lagune zum Wasserspringen genutzt. Die Felsformationen gemeinsam mit dem blauen Wasser und dem Steinbruch sind beeindruckend, auch hier soll es Coasteering geben. Eigentlich wollten wir nachts auf dem Parkplatz mit Meerblick bleiben, allerdings durfte man hier nicht über Nacht parken. Dieses Schild sollte uns die nächsten 2 Wochen noch öfter begegnen.

Pembroke Castle

Dass wir gezwungen waren weiterzufahren war okay, denn wir wollten eh noch Makkaroni kaufen. Also machten wir uns gleich auf den Weg zum nächsten Ziel, der Green Bridge of Wales. Auf dem Weg kamen wir an Pembroke und seinem faszinierenden Schloss vorbei. Das war um die Zeit zwar schon geschlossen, aber auch der Weg am Schlossteich entlang und der Blick auf das Schloss im Sonnenuntergang waren wunderschön.

Green Bridge of Wales

Das letzte Stück führte uns über den Übungsplatz der britischen Armee und nicht nur das, es war die Schießbahn für Panzer! Am Eingang sagte ein Schild, wann und wann nicht die Durchfahrt zur Küste erlaubt ist. Kam uns verdammt komisch vor, aber wir hatten freie Fahrt. Der Parkplatz lag unglaublich weit abgelegen, aber auch hier das Schild „No overnight parking“. Und jetzt? Wir blieben trotzdem. Im letzten Licht der Dämmerung schauten wir uns schon einmal die Green Bridge an, eine riesige Felsbrücke an der Küste. Zurück am Auto mussten wir nur noch kurz warten, bis auch das letzte Auto verschwunden war. Nun konnten wir endlich auf einem Picknicktisch unser Mac and Cheese kochen. Zum ersten Mal habe ich draußen so aufwendig gekocht und es war verdammt gut!

12. April – Pembrokeshire Coast Path & Tenby

Als wir morgens mit Regen auf dem Dach aufwachten, waren wir ganz froh nicht im Zelt geschlafen zu haben. Wir können nicht einmal sagen, dass es unsere erste Nacht auf einer Schießbahn war, aber unsere erste Nacht auf einer britischen Panzerschießbahn. Erstmal mussten wir den Regen aussitzen, so viel zum Thema „heute soll das Wetter besser werden“.

Pembrokeshire Coast Path

Der Pembrokeshire Coast Path gilt als einer der schönsten Abschnitte des Wales Coast Path und hier wollten wir heute ein Stück wandern. Wir starteten wieder an der Green Bridge, wollten uns die Aussicht aber für das bessere Wetter später aufheben. Ein Großteil des Weges führte über den Übungsplatz, vorbei ein Panzerattrappen als Beschussziele. Was erst noch witzig war, wurde bald nervig, denn man sollte nicht von den Wegen abweichen und hat damit von der Küste kaum etwas gesehen. Dabei war die Küste voller faszinierender Felsformationen wie den Stack Rocks. Mein Highlight war aber die St. Govan’s Chapel, wie sie in den Fels gebaut wurde, die Aussicht auf die Küste und die Höhlen rundherum. Am nächsten Strand bogen wir zu den Lilly Ponds ab, den zwischen zwei Felsen unmittelbar an den Strand grenzenden Teichen. Die Wanderung war mit 15 km etwas länger als gedacht und zu allem Übel zog auch noch Nebel auf. Da hatten wir uns die Green Bridge extra für besseres Wetter aufgehoben und nun sieht man sie gar nicht mehr. Planänderung, dann klettern wir halt auf die Felsbrücke. Hier kann man auch richtig klettern, aber den zwei rostigen Nägeln möchte ich 100 m über der See lieber nicht mein Leben anvertrauen.

Tenby

Als wir uns im Hafen von Tenby eine Schale gemischter Muscheln holten, kam gerade ein Quad mit fangfrischen Muscheln und Krabben am Laden an. Tenby ist ein bunter und sehr sommerlicher kleiner Urlaubsort an der Südküste von Wales. An dem Hügel, auf dem eine kleine Schlossruine samt Kanonen liegt, setzten wir uns auf eine Parkbank und aßen unsere Muscheln mit Blick auf die St. Cathrine`s Island. Tenby ist eigentlich für seine bunten Häuschen bekannt, die etwas an einen mediterranes Dorf erinnern. Dabei finde ich die St. Cathrine`s Island unmittelbar vor dem Strand von Tenby viel spannender, zu der man bei Ebbe sogar hinüberlaufen kann. Mit seinen Restaurants, Läden und Bootsausflügen schreit die kleine Stadt förmlich nach Urlaub.

13. April – Gower, Brecon Beacons & Elan Valley

Als wir am Vorabend auf dem Parkplatz unseres nächsten Ziels ankamen, erwartete uns die nächste böse Überraschung: No overnight parking. Die Campingplätze waren schon zu und die Hotels direkt am Parkplatz zu teuer. Glücklicherweise hatten wir schon auf dem Weg hierher nach Parkplätzen Ausschau gehalten und hatten gleich eine Alternative. In Gowers Area of Outstanding Natural Beauty, einer kargen, fast wüstenähnlichen Landschaft, gab es einen Wanderparkplatz, auf dem man stehen konnte.

Wormshead auf Gower

Der Wormshead ist eine Insel am Rhossili Beach, einer der wohl schönsten Gegenden auf der Halbinsel Gower. Leider konnte man davon am Morgen noch nicht viel sehen, denn es war wieder einmal verdammt neblig. Auf dem Weg zum Wormshead kamen uns immer wieder verwahrloste Pferde mit ihren Fohlen entgegen, die sich hier wohl selbst überlassen werden. Es hatte schon eine gewisse Stimmung, als uns an diesem einsamen Morgen auf dem Wanderweg die Pferde aus dem Nebel entgegenkamen. Die Insel ist nur bei Ebbe begehbar; Schilder am Übergang zeigen jeden Tag die sicheren Zeiten an und warnen davor durch gefährliche Strömungen bei Flut abgeschnitten zu werden. Wir hatten Glück, heute sollte der Übergang ab 08:30 Uhr sicher sein und wir hatten es 09:00 Uhr.

Wohin genau wir mussten, haben wir im Nebel nicht erkannt und uns einfach am Wasser orientiert. Kaum zu glauben, dass wir gerade laufen, wo vor einer Stunde noch Meeresboden war! Dementsprechend waren die Steine voller lebender, schwarz-blauer Miesmuschel. Auch eine Robbe haben wir zwischen den Felsen entdeckt, sie hat wohl die Flut verpasst und musste dort jetzt die nächsten Stunden ausharren. Wir haben sie erst durch ihr lautes Schnauben bemerkt und uns sofort entfernt, um sie in ihrer misslichen Lage nicht noch zusätzlich zu bedrängen. Auf der Insel sind wir nur noch bis zur Devil’s Bridge gegangen, denn vom eigentlichen Wormshead an der Spitze konnte man im Nebel eh nicht viel sehen. Auf dem Rückweg kamen uns dann schon massig Leute entgegen, eine halbe Stunde früher zu kommen hat einiges ausgemacht! Ich hätte nicht gedacht, dass wir für den kleinen Abstecher 2 h brauchen würden!

Four Falls Trail

Zurück in den Norden sind wir über den Brecon Beacons NP gefahren. Ich dachte der Four Falls Trail wäre eine durchschnittliche kleine Wanderung, das eigentliche Ausmaß wurde auch mir erst am Parkplatz bewusst. Der Weg ist so touristisch, dass es am Parkplatz mehrere Einweiser gab. Außerdem wandert man wohl nicht 3-4 km, sondern 3-4 h! Aber gut, völlig okay für uns! Die vier Wasserfälle waren die Wanderung absolut wert und vor allem der vierte Wasserfall hat uns begeistert, denn man kann hinter dem Wasserfall durchgehen! Ich habe tatsächlich zum ersten Mal im Leben hinter einem Wasserfall gestanden!

Elan Valley

Auf dem Rückweg haben wir noch einen Stopp im Elan Valley eingelegt. Bei Sonnenuntergang haben wir mit Blick über das Tal zu Abend gegessen, bevor wir weiter zu den Staudämmen fuhren. Ich war schon einmal im Oktober hier, damals liefen die Staudämme noch über und bildeten riesige Wasserfälle. Wir hatten damals aber leider keine Zeit zum großen Craig Goch Damm zu gehen und hatten nur den Pen y Garreg Damm gesehen. Diesmal konnten wir zwar beide Dämme sehen, aber da es zu lange nicht geregnet hatte, liefen die Dämme nicht mehr über. Wieder konnte ich den Wasserfall am Craig Goch Damm nicht sehen. Trotzdem sahen die Dämme und Seen im Sonnenuntergang wunderschön aus, dann muss ich eben noch ein drittes Mal wiederkommen – irgendwann! Eine Fahrt durchs Elan Valley gehört zu einem guten Roadtrip durch Wales einfach dazu!

14. April – Bounce Below & Fisherman’s Path

Die Nacht im Bett und die Dusche haben richtig gut getan. Am nächsten Morgen wollten wir auch nicht allzu früh los und haben deshalb den Termin im Bounce Below auf den frühen Nachmittag gebucht.

Bounce Below

Das Bounce Below gehört zur Zip World in Llechwedd. Die Zip World wurde in eine alte Schiefermiene gebaut und bietet neben dem Bounce Below u.a. eine Zipline und Minentouren an. Das Bounce Below selbst ist ein Trampolinpark in einer Höhle. Die Netze sind über 4 Ebenen gespannt und durch Rutschen verbunden, die Höhle wird durch bunte Lichter in Szene gesetzt. Die Netze federn nicht wirklich stark und Saltos und Flickflacks sind verboten. Das Erlebnis ist wirklich in der Höhle zu springen und zu rutschen und ist seine £ 25 Eintritt für 1 h auch wert, denn danach ist man eh müde!

Fisherman’s Path

Der kleine Klettersteig ist fast noch ein Geheimtipp, da er zumindest auf Instagram noch ohne genaue Ortsangabe geteilt wird. Auf YouTube hingegen bekommt man mittlerweile genaue Anleitungen, wie und wo man ihn findet. Der Zugang liegt an der A470 nur 10 min von der Zip World entfernt. Das Land ist privat und das einstige Tor, das zum Pfad führte, mittlerweile durch einen Zaun ersetzt. Was aussieht wie ein Klettersteig ist eigentlich nur ein Weg für Angler, um an die verschiedenen Spots entlang des Flusses zu gelangen. Schmale Balken, Holzplanken und rostige Leitern sehen nicht gerade vertrauenswürdig aus, halten aber. Wirklich sicher fühlt es sich nicht immer an, aber dafür steht man auch nur 2 m über dem Wasser. Der Pfad ist gerade einmal 100 m lang, aber definitiv einen Abstecher wert, wenn man eh in der Gegend ist!

15. April – Ynyslas & Llyn

Ynyslas

Den halben Tag haben wir in meiner Wohnung verbracht, damit ich am Nachmittag zu einem Fotoshooting vom Poledance-Club konnte. Die Gelegenheit die Stange am Strand aufzustellen gibt es nicht zu oft, um genau zu sein nur ein Mal. Zum Glück hatte mein Kumpel Verständnis dafür und ist solange in den Dünen spazieren gegangen.

Llyn

Nächster Stopp sollte die Halbinsel Llyn sein, denn die kann man von Aber aus sehen. Sie soll außerdem sehr schöne Urlaubsorte haben, was auch stimmt. Aber abgesehen davon hatte sie nichts wonach wir suchten. Eigentlich wollten wir hier Hummer essen, dafür war aber noch keine Saison und so ist wenigstens mein Gewissen rein geblieben. Wir sind also einmal zum Strand gefahren, um Aber von Llyn zu sehen, was ich sonst immer von Aber sehe, und damit war unser Besuch hier auch beendet.

16. April – Snowdon

Die Parkplatzsuche am Vorabend war etwas hektisch. Zwar kann man im Snowdonia NP fast noch überall über Nacht parken, aber wir entschieden uns schon einmal die Lage am Snowdon zu checken. Zum Glück, denn den Parkplatz musste man vorab buchen und das ging jetzt schon nicht mehr. Wir haben letztlich aber einen Parkplatz in einer Straßenausbuchtung bekommen, die am nächsten Morgen um kurz vor 7 Uhr schon völlig voll war. Anscheinend ist das Parksystem für alle neu.

Snowdon

Über unsere Wanderung auf den Snowdon auf dem Horseshoe Hike über Crib Goch und Y Lliwedd habe ich schon geschrieben. Über Bergtouren kann man immer etwas mehr erzählen und deshalb könnt ihr euch hier den ganzen Beitrag durchlesen und die Bilder anschauen.

Campingplatz

Noch auf dem Snowdon haben wir unseren ersten Campingplatz angerufen, um nicht wie auf Gower wieder zu spät dran zu sein. Heute Abend wollten wir einen festen Platz und eine Dusche und es tat verdammt gut, endlich mal wieder zu wissen, wo wir heute Abend schlafen! Hier läuft es auch etwas entspannter als auf Gower. Privatleute in Farmhäusern bieten ihre Grünflächen als Campingplatz an, ein kleines Häuschen stellt Duschen und Toiletten bereit und abgerechnet wird in Bar über das Wohnzimmerfenster. Für £ 10 pro Person und Nacht konnten wir endlich mal wieder zivilisiert nächtigen und das mit Bergpanorama!

17. April – Dinorwic Quarry

Wir haben auf dem Campingplatz gut geschlafen, sind mit Sonnenschein aufgewacht und mussten nur 20 min zu unserem nächsten Ziel fahren. Schon die Treppe zum Steinbruch führte durch Berge alter Schieferplatten. Weil der Weg teils etwas uneben war, habe ich ständig auf den Boden geschaut und einen Baum übersehen, der über den Weg ragte. Ich habe mir noch nie so böse den Kopf gestoßen! Die bekannten Anglesey Baracken liegen noch auf dem Wanderweg. Die Ruinen der Baracken zwischen den gekrümmten Bäumen und teils mit Blick auf den See sehen für uns heute sicher romantischer aus, als für die Arbeiter damals. Das Dali´s Hole liegt weiter oben im schon abgesperrten Bereich, aber alle scheinen das zu ignorieren und umgehen den Zaun einfach. Normalerweise ist das Loch mit blauem Wasser gefüllt, aber derzeit war es völlig trocken.

Durch einen Tunnel im Fels gelangt man erst zu einem Wasserfall und durch einen weiteren Tunnel noch tiefer in den Steinbruch. Überall gibt es diese Durchbrüche im Fels, manchmal sogar noch mit Schienen darin und manchmal kommt am Ende eine Wand voller Kletterer. Immer wieder kamen uns Leute entgegen, die uns neue Abschnitte empfohlen haben und so verbrachten wir letztlich den ganzen Tag in diesem riesigen Steinbruch. Wir haben alte Maschinenräume, riesige Winden, dutzende Höhlen, rostige Eisenleitern und verlassene Schienen erkundet. Am besten ist, dass man sich überall frei bewegen kann. Die rostigen Leitern werden von den Kletterern instand gehalten und sind daher völlig unbedenklich. Was heißt unbedenklich, völlig unbedenklich ist hier gar nichts. Es ist eben ein alter Steinbruch und man bewegt sich auf eigene Gefahr. Immer wieder führen rostige Leitern zu neuen Höhlen und Kletterwänden und Treppen aus Schiefer zu neuen Winden, Maschinen und Baracken.

Erstmals soll hier 1787 Schiefer abgebaut worden sein, mit dem 2. Weltkrieg ging die Nachfrage nach Schiefer zurück und nach einem Felssturz 1966 kam der Betrieb im Dinorwic Quarry vollständig zum Erliegen. Umso höher man in den Steinbruch klettert, desto moderner und besser sind die Baracken erhalten und man wandert gefühlt durch die Geschichte wie in einem riesigen Museum, das gleichzeitig ein Abenteuerspielplatz ist. Die Anglesey Baracken haben ihren Namen von den Arbeitern, die jeden Montag um 3 Uhr mit der Fähre von Anglesey hergebracht wurden und erst am Samstagnachmittag wieder nach Hause durften. Die Arbeiter erhielten so schon Hungerlöhne, aber lief der Abbau schlecht, schuldeten sie dem Besitzer des Steinbruchs sogar Geld. Die Beziehungen zwischen den Arbeitern und Besitzern waren schlecht. Vor allem in Wales liefen Verhandlungen aufgrund der Sprachbarriere nur schleppend. Während die Besitzer der Steinbrüche Engländer waren, sprachen die Arbeiter oft nur Walisisch.

18. April – Bangor & Anglesey

Bangor

Nach einer anstrengenden Nacht im Auto haben wir uns in der Clio Lounge in Bangor erstmal Eiskaffee und Pancakes zum Frühstück gegönnt. Die Meinungen meiner Freunde, dass die Universität zwar hübsch sei, Bangor ansonsten aber nicht sonderlich schön, konnte ich bestätigen. Sehr schön war aber auch das Pier, auf dem in kleinen viktorianischen Pavillons Essen und Souvenirs verkauft werden. Am Ende des Piers steht ein größerer Pavillon, ebenfalls mit einem Café. Gefühlt kann man vom Ende des Piers Anglesey anfassen, so nah ist man!

Anglesey

Auf Anglesey haben wir direkt die erste Ausfahrt verpasst und sind versehentlich am längsten Ortsnamen Europas angekommen. Der Bahnhof von Llanfairpwll­gwyngyllgogery­chwyrndrobwll­llantysilio­gogogoch ist eine Touristenattraktion, wurde aber auch als solche beabsichtigt und ist damit eher nett zu sehen als notwendig.

Eigentlich wollten wir nämlich zum Twr Mawr Leuchtturm, der auf seiner Insel nur bei Ebbe erreichbar ist. Vom Wanderparkplatz läuft man etwa 1 h bis zum Strand. Wir kamen gerade zum Ende der Flut und am Strand tummelten sich massig Leute, die darauf warteten, über die Sandbank gehen zu können. Wir haben die Chance genutzt, als das Wasser gerade niedrig genug war, um Barfuß mit hochgekrempelten Hosen durchzuwaten. Die meisten Leute warten darauf trockenen Fußen auf die Insel zu kommen und so konnten wir zumindest den Leuchtturm noch ohne Menschenmengen sehen.

Wir kamen an einer Kirchenruine vorbei und sind nach dem großen Twr Mawr Leuchtturm weiter zum kleineren Twr Bach gegangen. Außer den beiden Leuchttürmen, einem Bootshaus und ein paar aneinandergereihten Seefahrerhütten gibt es auf der Insel keine Gebäude. So groß ist die Insel aber auch nicht. Dafür strahlt sie mit ihren Gräsern, türkisblauem Wasser und weißen Gebäuden ein absolutes Urlaubsgefühl aus. Gut, dass wir heute auf Anglesey sind, denn wir konnten von hier zugucken, wie sich über Snowdonia die Wolken abregnen. Ich beneide wirklich diejenigen, die hier an diesem schönen Tag mit ihrem Segelboot in einer kleinen Bucht geankert haben! Ein bisschen erinnert mich die Insel an die Nordsee und ein bisschen an die Azoren.

Campingplatz

Bevor wir irgendetwas anderes machten, sicherten wir uns erstmal einen Campingplatz. Anders als in Snowdonia zeltet hier niemand, dafür funktioniert das System genauso: an der Haustür klopfen, Bargeld übergeben, im Garten zelten. Nachdem wir am Strand Seakayaker gesehen hatten, wollte ich das auch gern ausprobieren. Aber die £ 50 waren gerade nicht drin und außerdem habe ich schon beim Coasteering fürchterlich gefroren.

19. April – South Stack, Porth Wen Brickworks & Beaumaris

Der South Stack ist nicht nur für seinen Leuchtturm bekannt, sondern auch für seine Papageientaucher. Die kann man theoretisch vom Elin’s Tower aus beobachten, in dem sich eine Beobachtungsstation für Vögel befand. Wir haben an diesem Tag aber nur Lummen gesehen, die aussehen wie fliegende Pinguine und hier in Massen auftreten. Der Leuchtturm war gesperrt aber in Betrieb und wir konnten ihn zumindest leuchten sehen.

Porth Wen Brickworks

Der Lost Place liegt an einer wunderschönen Bucht und ist noch kaum bekannt. Die Schornsteine, Gebäude und Kuppeln aus Backstein sind halb von Efeu überwachsen und halb vom Meer fortgespült. Die Öfen und Kessel der alten Ziegelei sind noch gut erhalten. Vom Felsbogen hat man einen tollen Überblick über die Anlage und die Bucht. Hier würden wir irgendwann auch gern mit einem Segelboot und Blick auf die alte Ziegelei liegen. Wir entschieden uns heute hier zu zelten, dafür war es aber noch etwas zu früh.

Beaumaris

Bis zum Abend wollten wir uns die Zeit in Beaumaris vertreiben. Die auch sonst süße Kleinstadt hat ein wunderschönes Schloss mit großem Burggraben, für das wir gekommen sind. In der Stadt befindet sich auch eines der ältesten Häuser Großbritanniens aus dem Jahr 1400. Das Haus daneben wurde erst 250 Jahre später gebaut und heute ist dies die Hauptstraße von Beaumaris. Ich frage mich, wie sich der Ort über die Jahrhunderte veränderte! Nach unserem Misserfolg am South Stack haben mich die Bootstouren nach Puffin Island sehr gereizt, wo man wohl Papageientaucher beobachten können soll.

Wildcampen im Lost Place

Wir sind zurück zum Porth Wen Brickworks gefahren und waren mittlerweile auch ganz allein hier. Nachdem wir auf der Mauer zum Meer gegessen hatten und uns gerade in die Schlafsäcke verkriechen wollten, hörten wir Stimmen auf uns zukommen. Zumindest hatten die 4 Leute Rotlicht an, damit wirkten sie wenigstens wie Wanderer. Wir wollten sie nicht erschrecken als sie offensichtlich näher kamen, aber irgendwie konnten wir uns noch bemerkbar machen. Die 4 kamen aus Cornwall zum Klettern nach Wales und hatten für heute Nacht die gleiche Idee wie wir. Eine von ihnen war sogar Deutsche und wie ich auf ihrem Erasmus in der UK. Zu Sechst fühlt sich das ganze hier nun noch sicherer an!

20. April – Anglesey noch einmal zurück

Am nächsten Morgen tauchte der Sonnenaufgang die alte Ziegelei in ein warmes Rot. Mit einem Buch in der Hand habe ich auf dem Felsbogen die Sonne aufgehen sehen. Von hier sah die verwachsene Anlage fast schon aus wie ein Tempel. Wir verabschiedeten uns, als die anderen noch frühstückten.

Wir wollten uns noch einmal auf die Suche nach Papageientauchern begeben und es diesmal am North Stack versuchen. Die Vögel haben wir leider nicht gesehen, dafür konnten wir aber von oben die Seehunde beobachten. Wir waren direkt über ihnen und wurden sogar von ihnen bemerkt. Aber sie wussten auch, dass wir nicht zu ihnen kommen können und haben sich völlig normal verhalten. Sie haben sich gepaart, sind immer wieder über Felsen im Wasser gerutscht und haben mit den Bojen gespielt, die eigentlich die kleine Insel markieren sollen. Als ein paar Seekajaker kamen, tauchten 9 neugierige Seehunde gleichzeitig auf, um die Kajaks zu inspizieren. Sie haben das Kajak und das Paddel sogar berührt. Jetzt würde ich doch gern seekajakfahren!

Bevor wir weiter zum South Stack fuhren, wollten wir noch einen Lost Place erkunden, der von außen aussah wie ein Schloss. Wegen Vandalismus‘ war das aber gut abgesperrt und wir kletterten über die alte Schlossmauer. Wir schätzen, dass ein Teil des Geländes tatsächlich ein altes Schloss oder Dorf war, der weiße Teil aber nur zum Protz angebaut wurde. In den Anbau kam man hinein, in den vermutlich historischen Teil aber nicht. Wir mussten uns mit einem Blick über die zusätzliche Mauer begnügen, hinter der es aber eh sehr wüst aussah.

Da es uns auf Anglesey so gut gefiel, entschieden wir uns noch einen Tag zu bleiben. Wir fuhren die gleiche Route noch einmal zurück, über den South Stack und Twr Mawr. Am South Stack hatten wir diesmal mehr Glück mit den Papageientauchern. Die Mitarbeiterin der Naturschutzorganisation im Elin’s Tower verriet uns den besten Spot, um einige der gerade einmal 20 Vögel zu sehen. Und tatsächlich, vom South Stack Leuchtturm aus konnten wir sie im Wasser schwimmen sehen! Man konnte die auffälligen orangen Schnäbel gerade gut genug durch ein Fernglas erkennen, um sie von den Lummen zu unterscheiden.

Weil das Wetter so schön war, fuhren wir noch einmal zum Twr Mawr Leuchtturm, um den Sonnenuntergang zu sehen. So lang hatte ich den Wanderweg dahin gar nicht in Erinnerung, aber zumindest war es diesmal stiller. Wir setzten uns eine Weile zum Lesen in eine Bucht an den Strand, bis die Sonne unterging.

Nachdem wir 1 h zurück zum Auto gingen, kamen wir nach einer weiteren halben Stunde Fahrt völlig müde am Parkplatz an. Den hatten wir zuvor entdeckt, als wir uns auf dem Weg zur Ziegelei verfahren hatten. Er war ruhig, abgelegen und über Nacht zu parken war nicht verboten. Wir waren natürlich nicht die einzigen mit dieser Idee und teilten uns den Parkplatz mit einem Van.

21. April – Conwy & Llandudno

Eigentlich wollten wir an einem Picknicktisch mit Meerblick frühstücken. Dort war es aber so windig und kalt, dass wir den Plan aufgaben. Heute würden wir Anglesey wirklich verlassen um nach Conwy zu fahren.

Conwy

In Conwy haben wir uns das Schloss von außen angeschaut, haben auf der Stadtmauer die Stadt umrundet und das kleinste Haus von Großbritannien gesehen. Ich hatte gelesen, dass man in Conwy gut Austern essen können soll, aber wir haben keine gefunden – vielleicht war wieder keine Saison.

Llandudno

Wir fuhren weiter nach Llandudno zum längsten Pier von Wales. Die Stadt, Architektur und Urlauber erinnerten mich stark an Usedom und seine Seebrücken. Auf dem Pier gab es allerlei Food-Stände, Fahrgeschäfte und einen Arcade-Room. Beim Schlendern über die Promenade stellten wir fest, dass keiner von uns mehr auf die geplante Bergtour möchte. Wir waren einfach völlig ausgelaugt von den letzten zwei Wochen und beschlossen nach Aber zu fahren. Vorher wollten wir aber wenigstens noch einmal ins Ogwen Valley fahren und gucken, ob wir uns vor Ort anders fühlen würden. Fehlanzeige! Als wir die Berge gesehen hatten, hatten wir erst recht keine Lust mehr. Vor allem hatten wir keine Lust mehr auf die Idee oben zu zelten!

22. April – Bergtour im Ogwen Valley

Neuer Tag, neues Glück! Die Nacht im richtigen Bett tat gut und wir waren motiviert Berge zu besteigen, aber definitiv ohne zu zelten! Wir starteten am Y Garn (947 m) und waren überrascht, wie schnell wir doch K.O. waren. Umso höher wir kamen, desto windiger wurde es. Zum Teil nahm der Wind Orkanstärke an und wir konnten uns schräg dagegen lehnen. Die Aussicht vom Gipfel über das Tal und seine Seen war dafür wunderschön. Aber viel beeindruckender war es, dass wir von hier aus links den Snowdon, rechts den Dinorwic Quarry und dahinter das Meer sehen konnten. Vor einigen Tagen hätten wir noch nicht geahnt, dass wir dem Ogwen Valley so nah waren! Vor dem Wind geschützt war es doch recht warm und wir wären am liebsten zwischen den Steinen versteckt liegen geblieben. Wir haben uns aber aufgerafft und sind weiter auf den Glyder Fawr (1001 m) gestiegen und von dort aus rüber auf den Castell Y Gwynt (972 m). Das mag alles nicht sehr hoch klingen, aber anders als in den Alpen startet man hier nicht weit über dem Meeresspiegel.

Auf den letzten beiden Gipfeln stehen riesige spitze Steine an mehreren Stellen senkrecht nach oben. Die Gletscher der letzten Eiszeit haben hier oben einige interessante Formationen hinterlassen. Von hier konnten wir auch den Tryfan (917 m) und Pen yr Ole Wen (978 m) sehen, für die unsere Kraft nach 3 Gipfeln leider nicht mehr reichte. Nachdem wir in den Steinen herumgeklettert waren, überlegten wir noch auf den Tryfan zu steigen. Dafür mussten wir aber erst einmal zur Hälfte absteigen. Nachdem wir ca. 30 min auf dem Geröllfeld abgestiegen sind, mussten wir uns zwischen vollem Abstieg und Tryfan entscheiden. K.O. wie wir waren fiel uns das recht leicht, wir stiegen also ab. Zwischenzeitlich bekamen wir so starke Windböen, dass ich kaum geradeaus laufen konnte. Nach der Tour waren wir ziemlich fertig, aber die Aussicht und die spannenden Gipfel waren es wert! Sollte ich jemals wiederkommen, werde ich mir auch noch den Tryfan und Pen yr Ole Wen vornehmen.

Eigentlich wollten wir zur Feier unserer Tour in einem der vielen süßen Pubs essen gehen, die Snowdonia zu bieten hat. In Betws-y-Coed und Beddgelert haben wir so schöne Pubs in Natursteinhäusern und mit Lichterketten gesehen. Nachdem wir das nächste Ziel im Navi eingegeben hatten, fuhr mein Kumpel aber stumpf an allem vorbei. Als lange nichts mehr kam, war meine Stimmung im Keller. Letztlich sind wir in Llangollen fündig geworden. Bis dahin boten die Pubs aber schon kein Essen mehr an und wir mussten auf Pizza zurückgreifen. Kleinstädte in Wales sind faszinierend lebendig. Die Pubs sind voller junger Leute, die sich nach der Arbeit treffen. Außerdem sind die Städte noch voller kleiner Läden anstatt Ketten! So wünsche ich mir Städte und Dörfer Zuhause auch wieder!

23. April – Pontcysyllte Aquädukt

Die Nacht war wieder nicht wirklich erholsam, aber dafür war es die letzte im Auto. Schon gegen 07:00 Uhr sind wir aufgebrochen,. Wir haben versehentlich schon das zweite Ziel ins Navi eingegeben und wieder einmal mit mehr Glück als Verstand gerade noch ein Hinweisschild gesehen.

Pontcysyllte Aquädukt

Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben ein Aquädukt von oben gesehen und dann auch noch das größte ganz Großbritanniens. Die Brücke wird sogar regelmäßig von länglichen Kanalbooten überquert. An der Anlegestelle gibt es viele solcher Boote, in denen man übernachten kann. Man kann die Boote auch mieten oder eine geführte Rundtour auf dem Kanal und über das Aquädukt buchen. Die gerade einmal 3,5 m breite Brücke teilen sich Fußgänger und Boote, während es direkt neben der Fahrrinne 40 m in die Tiefe geht. Von einigen Boote sah man Leute während der Fahrt zwischen Weg und Boot hin und herspringen. Eine Kanalbootfahrt hätte mir sicher auch gefallen, aber auch so war das Aquädukt beeindruckend!

Powis Castle Welshpool

Wir sind extra einen Umweg über Welshpool gefahren, um das Powis Castle zu sehen. Das sah auf Bildern zwar echt beeindruckend aus, stellte sich aber schnell als recht teuer heraus. 14 Pfund wollte ich für einen Schlossbesuch eigentlich nicht bezahlen. Darüber hätten wir uns vielleicht früher informieren sollen, denn jetzt sind wir umsonst hergefahren. Anders als bei allen bisherigen Schlössern sieht man auch von außen nicht viel. Das Geld ist sicher gerechtfertigt und wird bestimmt auch gut investiert, für mich als Studentin sind 14 Pfund für einen Schlossbesuch aber einfach nicht drin. Schade, dass nach diesen tollen 2 Wochen ausgerechnet der letzte Stopp ins Wasser fällt. Aber okay, so groß war der Umweg auch nicht und wir fahren jetzt zurück nach Aber!

24. April – Abreise

Mein Kumpel hat sich wieder auf den Weg nach Deutschland gemacht, vor ihm liegen 15 Stunden im Auto und eine Fährfahrt über den Ärmelkanal. Das war am Ende auch etwas zu lang und wir hätten die Rückfahrt anders planen sollen! Er konnte in seinem Auto schon einen Großteil meiner Sachen mitnehmen und als ich all die Taschen im Kofferraum sah, war ich noch viel dankbarer darüber! Damit neigt sich auch mein Auslandsjahr langsam dem Ende, denn viele meiner Sachen sind jetzt schon wieder Zuhause. Gleichzeitig ist es aber auch beruhigend, sie sicher in Deutschland zu wissen und mir keine Gedanken mehr darum machen zu müssen!

Fazit

Wales ist absolut eine Reise wert, aber ohne Auto ist man hier verdammt aufgeschmissen! Wer die wunderschönen abgelegenen Seiten erkunden will, braucht wohl oder übel ein Auto. Finanziell ist es weitaus günstiger, mit dem eigenen Auto nach Großbritannien zu reisen als eines zu mieten. Die Fahrt ist dafür aber sehr lang und anstrengend. Wer Natur, Berge, Küsten und Action liebt, kommt in Wales definitiv auf seine Kosten! Außerdem ist das Land relativ klein und Wege damit nicht sehr weit. Es ist durchaus möglich in 2-3 Wochen das ganze Land zu bereisen!

3 Gedanken zu “14 Tage Roadtrip durch Wales

  1. Pingback: Ideen für Wales, aus denen leider nichts geworden ist | Hanna Helene

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