Checc in den Yorkshire Dales

Wie schon erwähnt bin ich dem Aberystwyth Caving Club beigetreten, habe bisher erst eine Höhle mitgemacht und mich trotzdem im November für die UK Caving Convention Checc angemeldet. Sie fand dieses Mal in den Yorkshire Dales im Norden Englands statt, wo mit der White Scar Cave die längste Höhle der UK liegt. Höhlen haben wir leider nicht viele gesehen, dafür aber unser Zelt im Schneesturm evakuiert und Spiele gespielt, die nur Höhlenkletterern einfallen. Die Clubs kamen dabei aus Cardiff, Bangor, Reading, Cambridge oder auch Oxford, um zusammen ein Wochenende in einer Scheune zu feiern und Höhlen zu erkunden.

Zeltevakuierung im Schneesturm

Als wir im Dunkeln ankamen und über eine Stunde nur mit Kopflampen das Zelt aufbauten, war es schon kalt. Bis um 21 Uhr die Einweihungsparty in der Scheune des gemieteten Bauernhofes begann, haben wir uns kaum aus den Schlafsäcken getraut. Auf der Party kam jemand stürmisch zu uns, unser Zelt wäre bereits gerissen und drohe wegzufliegen. Außerhalb der Scheunentore wütete ein Schneesturm. Wir haben das Zelt kaum gesehen, einfach schnell unsere Schlafsäcke ins Auto geworfen und abgebaut, damit das 6-Personenzelt mit Vordach keine Schäden anrichtet. Am Ende stellte sich heraus, dass der Melder etwas übertrieben hatte und nur eine Leine gerissen war, die sich leicht ersetzen ließ!

Britische Partykultur ist mir zu viel

In der Not wurden wir mit 20 Leuten im Wohnzimmer des Haupthauses untergebracht, für alle 300 Teilnehmer war hier aber kein Platz! Zwar war es hier wärmer und gemütlich, man war aber auch den partywütigen Briten ausgesetzt, die bis spät in die Nacht immer wieder laut und betrunken ins Zimmer kamen. Im Zelt hätte man etwas Privatsphäre gehabt, aber hier war man den vielen Menschen schutzlos ausgeliefert und musste die trinkfreudigen Briten leider einfach aushalten. Dass vor allem die Frauen beim Feiern wenig tragen wusste ich, aber dass sie sogar in einem Schneesturm oben ohne umherlaufen, fand ich doch bedenklich.

Höhlentouren und Workshops abgesagt

Aufgrund des vielen Schnees waren Höhlentouren zumindest für uns Beginner abgesagt. Auch die Workshops sind jetzt nicht mehr in Höhlen gegangen. Eigentlich hatte ich mich für Fotografie in Höhlen eingetragen, weil ich Höhlen fotografieren wollte! Jetzt aber 6 Stunden im dunklen Raum mit Belichtungen zu experimentieren wollte ich nicht, ich wollte raus! Ich hätte mich lieber fürs SRT-Training eintragen sollen. Die sogenannte Single Rope Technique wird in Höhlen angewandt, um viele Höhenmeter zu überwinden. Das hätte mir für spätere Höhlen wenigstens was gebracht, gerade weil ich die Trainings in Aber immer verpasst habe.

Wandern auf verschneiten Hügeln

Einige von uns hatten entweder keine Workshops gebucht oder wegen der mangelnden Höhlen oder kurzen Nacht keine Lust mehr drauf. Wir haben uns dann zusammengetan und sind auf die verschneiten Hügel gewandert. In der Region gibt es eigentlich den Four Peak Walk, wir haben aber die abgeschwächte Version genommen und sind nur auf einen Hügel gewandert. Wir sind über unzählige Schafsmauern geklettert, weil wir den Weg nicht gefunden haben. Dafür haben wir ein richtiges Wunderland aus Schnee und eine tolle Aussicht über das Tal bekommen!

Partyspiele, auf die nur Kletterer kommen!

Die zweite Party war etwas anders und hat mir mit den sportlichen Spielen deutlich besser gefallen. Angefangen mit Aerial Sock Wrestling, wo zwei Teilnehmer in Klettergurte gespannt werden und in 2 Metern Höhe versuchen dem anderen eine Socke auszuziehen. Habe ich noch nie gesehen, war aber echt lustig! Ich hätte auch gern mitgemacht, wäre es nicht schon mit drei Schichten in der Scheune zu kalt gewesen. Mir war überhaupt nicht danach, mir die Schuhe auszuziehen. Bei Table Treverse muss man vertikal einen Tisch umrunden, ohne dabei den Boden zu berühren. Ich habe es als einzige meines Clubs geschafft! Außerdem gab es Pan and Sling, wo zwei Leute zusammen auf einer Pfanne stehen und um sie herum eine Seilschlinge liegt. Diese müssen sie versuchen über sich hinwegzuheben, ohne dass ein Fuß die Pfanne verlässt. Das Spiel nehme ich jedenfalls für meinen nächsten Geburtstag mit nach Hause! Im Wohnzimmer haben wir das letzte Spiel nachgeholt: Squeeze Box. Eine Pappschachtel wird von Runde zu Runde flacher gerissen und darf nur mit dem Mund aufgehoben werden, während allein die Füße den Boden berühren. Man muss also gelenkig sein. Wer am Ende die Pappkarte mit dem Mund aufheben kann, hat gewonnen.

Endlich eine Höhle im Schnee!

Über Nacht hat es noch weiter geschneit. Trotzdem hat sich ein Club bereit erklärt, eine Höhlentour für uns Beginner zu führen. Wir sind in die totale Winterlandschaft gefahren, umgeben von verschneiten Natursteinhäusern und Gipfeln, die zum Skifahren einladen würden, hätten sie Lifte. Vor einem Viadukt haben wir das Auto abgestellt und im Schnee den Höhleneingang gesucht. Wir haben mehrere kleine Höhlen gefunden. In einer mussten wir so flach kriechen, dass wir dabei nur zur Seite gucken konnten, weil der Kopf aufrecht mit dem Helm nicht gepasst hätte. In der anderen Höhle konnten wir zum Glück etwas gehen. In der letzten Höhle musste wir am Ende durch eine Pfütze kriechen, nur im Wasser haben wir durch den Ausgang gepasst. Dabei ist uns das Wasser von oben in die sonst wasserdichten Anzüge gelaufen und wir mussten bei unter 0 Grad nass durch den Schnee zurück zum Auto. Die Höhlen lagen mitten in einem Wandergebiet, theoretisch könnte jeder in die engen Spalten klettern, wenn man sie denn zwischen den Felsen findet. Davon ist allerdings streng abzuraten! Die Gefahr steckenzubleiben, sich zu verletzen oder nicht zurückzufinden ist immer gegeben. Clubs haben dafür sogenannte Call Out Times, nach denen ein Suchtrupp losgeschickt wird!

Rückfahrt mit Hindernissen

Wir waren mit zwei Autos dort, eines hatte die Ausrüstung geladen, das andere die privaten Sachen. Ich hatte vorgeschlagen, dass jedes Auto die Sachen seiner Insassen mitnimmt, damit jeder seine Sachen bei sich hat. Aber ich wurde überstimmt, es waren ja nicht meine Autos. Nach einer Pause bei Burger King wurde dann unserer zweiten Fahrerin schlecht. Zum Glück nahe ihrer Heimat Manchester und alle 4 Mitfahrer konnten bei ihren Eltern unterkommen. Leider hatte sie auch unsere Sachen dabei und die haben wir erst am nächsten Tag wiedergesehen. Eigentlich kein Problem, nur habe ich immer gern meine Sachen bei mir und es wurde für uns gepackt, während wir in der Höhle waren. Nachdem dann alle Sachen in ein anderes Auto geladen wurden, hatte ich Angst meine teure Ausrüstung nicht wiederzufinden. Aber zum Glück war alles da!

Das Ende der Geschichte

Das ganze Wochenende mit dem Schneesturm, den Partyspielen und den Höhlen war eine einmalige Erfahrung. Die längste Höhle der UK, die White Scar Cave, haben wir in dem Chaos leider nicht zu sehen bekommen. Ich bin froh dabei gewesen zu sein, weiß aber nicht, ob ich es noch einmal machen würde!

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