Seit unserem Ausflug nach Biarritz im letzten Jahr war ich mir sicher, dass ich unbedingt surfen lernen musste. Einen einfachen Surfkurs wollte ich aber nicht, lieber gleich ein ganzes Surfcamp. Surfen ist nicht nur ein Sport, viel mehr ist es ein Lebensstil. Dazu braucht es natürlich den richtigen Ort und die richtigen Leute für die richtige Stimmung. Im besten Fall findet man so nicht nur eine Leidenschaft, sondern auch eine Gemeinschaft für’s Leben. Ericeira ist mit seinen vielen Hostels und Stränden der perfekte Platz für Anfänger, an dem sicher jeder Anschluss an die Community findet.
Warum gerade ein Surfcamp?
Der Surfsport und der ganze Lebensstil um ihn herum haben mich schon immer fasziniert. In erster Linie lag der Sinn dieses Urlaubs natürlich darin, ein Gefühl dafür zu bekommen, auf einem Brett zu stehen und von den Wellen an den Strand getragen zu werden. Aber irgendwie gehört noch so viel mehr dazu, wenn man zum Surfen nach Portugal fliegt. Ich habe vielleicht keinen Van und kein eigenes Board aus Holz, aber ein Surfcamp kommt diesem Lebensstil für den Anfang schon gefährlich nahe. Man wohnt an einem Ort, der auf Surfer ausgelegt ist und verbringt seine Zeit mit anderen Surfern oder Gleichgesinnten, die es eben auch werden wollen. Alles dreht sich eben ums Surfen und man bekommt ein komplettes Paket aus Unterkunft, Frühstück und Surfstunden.

Warum nach Ericeira?
Um ehrlich zu sein hatten wir kein genaues Ziel, nach Portugal waren die Flüge einfach halbwegs bezahlbar. Ericeira ist mit dem Bus etwa ein bis zwei Stunden von Lissabon entfernt. Das ehemalige Fischerdorf hat mehrere Strände und an allen trifft man immer Surfer. Die beiden äußeren Strände, Praia Foz do Lizandro und Praia de Ribeira d´Ilhas, sind dafür besonders beliebt, wahrscheinlich gerade weil sie etwas außerhalb liegen und größer sind. Unsere Surfschule für die Woche lag am Ribeira d´Ilhas, der Strand liegt geschützt in einer kleinen Bucht und ist damit relativ sanft und gut für Anfänger geeignet. Ein Nachteil ist, der Strand ist voller Felsen. Ohne entsprechende Schuhe geht eigentlich gar nichts und auch so muss man mit Kratzern und blauen Flecken rechnen. Der Foz do Lizandro liegt deutlich offener und hat höhere Wellen, ist dafür aber ein reiner Sandstrand. Freunde von uns, die ihre Stunden dort hatten, würden aber auch diesen empfehlen.
Warum das Surfcamp im Chill Hill?
Jedes Surfcamp ist natürlich abhängig von den eigenen Erwartungen und dem Budget, das man bereit ist dafür auszugeben. Auch wir haben uns Camps angesehen, die ausschließlich für Surfer angelegt waren, Villen mit eigenem Pool, mit Yoga-Kursen oder zwei Surfstunden pro Tag. Wenn man erstmal Blut geleckt hat, kann man das mit Sicherheit alles machen. Für den Einstieg wollten wir es allerdings erstmal sachte halten. Wir haben uns für das Chill Hill Hostel in Ericeira entscheiden, das uns mit 7 Nächten, Frühstück, 5×2 Surfstunden und Transfer zum Strand 250 EUR p.P. gekostet hat.

5 Stunden waren für einen Einstieg ausreichend. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht und ich wäre gern länger geblieben, aber zum Ausprobieren ist das eben absolut in Ordnung. Nach 5 Tagen sieht man auch erste Erfolge und kann die ersten Wellen eigenständig nehmen. Unsere Gruppe bestand aus eigentlich nie mehr als 10 Leuten. Die Stunden werden natürlich nach den Gezeiten ausgerichtet und so kam es, dass wir unsere erste Surfstunde bei Sonnenuntergang hatten – definitiv das Highlight des Urlaubs: surfen lernen, während vor einem der Himmel in Flammen steht.
Das Hostel ist nicht nur für Surfer, dafür waren die Mitarbeiter hauptsächlich Surfer, die dort für Kost und Logis arbeiten. Auch mit der Surfschule ist das Hostel sehr close und so haben regelmäßig alle gemeinsam die Abende verbracht. In unserer Woche hat das Hostel 2 BBQs organisiert, eins davon sogar mit Livemusik! Wir haben uns in dem Hostel pudelwohl gefühlt und selten so eine familiäre Atmosphäre erlebt. Kurzum: für den Einstieg hat uns das Preis-Leistungs-Verhältnis mehr als überzeugt!
Was gibt es in Ericeira sonst zu tun?
Bars, Restaurants & Lädchen
Ericeira ist eine eher kleine Stadt, quasi ein Fischerdorf, das zu einem Urlaubsort umfunktioniert wurde. Da sich der Ort den Urlaubern und vor allem Surfern stark angepasst hat, ist die Innenstadt voll mit coolen Bars, Restaurants und Läden. Vor den Bars wird nachts auf den Straßen Livemusik gespielt, neben lokaler Küche gibt es auch ein großes Angebot für hippes Essen wie Acaí- und Pokébowls. Die Läden und Verkaufsstände sind zum Großteil auf den sportlichen Beach- und Surferlook ausgelegt und richtig süß, um einen Vormittag gemütlich zu stöbern. Super schön ist auch der Laden „Rustica“ am Sao Sebastiao, wo es richtig schöne Einzelstücke an Möbeln und Deko gibt. Ein paar weitere Empfehlungen: Restaurant Casa das Tres, Magic Quiver, die Tikibar und eben die Drei hier auf den Bildern.
Ericeira Surf Café The Nut Shop VW-Tresen der Tubobar
Strände & Hikes
Jeder Strand ist auf seine Weise einzigartig. Einige zeichnen sich durch ihre Felsen aus, zwischen denen man liegen oder klettern kann, ein anderer durch einen Fluss, der dort im Meer mündet, und wieder ein anderer ist umringt von einer 40 Meter hohen Betonmauer. Jeder Strand ist mit dem Beach Bus für 1 EUR erreichbar.
Ihr könnt also entweder einen ganz entspannten Badetag einlegen oder zu einem der beiden äußeren Strände fahren und entlang der Küste zurück in die Stadt wandern. Die Aussicht ist der Wahnsinn und die Strecke mindestens genauso aufregend wie sicher. Entlang der Küste haben die Felsen viele süße Vorsprünge auf denen man bei einer Wahnsinns Aussicht picknicken kann. Wir haben für die Wanderung etwa einen halben Tag gebraucht, da sind aber auch Baden, Essen und Bummeln eingerechnet. Richtig gut für jeden, der auch im Urlaub ein bisschen aktiv sein möchte!
Praia dos Pescadores Praia de Ribeira d´Ilhas Praia de Sao Sebastiao Praia Foz do Lizandro
Praia do Pescadores
Das ist der Strand mit der 40 Meter hohen Betonmauer. Mir geht es aber viel mehr um das, was südlich dieses Strandes liegt. Und zwar eine Menge großer Felsen im Wasser vor der Promenade, auf denen man klettern und das Spiel des Wassers beobachten kann. Es ist quasi ein natürlicher Spielplatz auf dem Wasser.


Rent a board
An jedem Strand kann man sich Boards mit Neoprenanzug für etwa 26 EUR ausleihen. Wer also Lust hat neben den Surfstunden auf eigene Faust weiter zu üben, kann ja mal einen der anderen Strände besuchen. Da ihr das Board sowieso für einen ganzen Tag bezahlt, lohnt es sich ein Brett zu zweit auszuleihen und abwechselnd üben, nach einer Weile ist man sowieso K.O.
Beach Clean Up
Die Strände in Ericeira sind für gewöhnlich sehr sauber, aber auch Kleinvieh macht Mist. Wer also trotzdem helfen will kann Kippenstummel und anderes Kleinzeug sammeln, um die Strände und den Atlantik sauber zu halten!
Ich hoffe euch haben meine Anregungen für ein Surfcamp – vielleicht sogar in Ericeira – motiviert es selbst einmal zu probieren. Auf Anregungen, Meinungen und Erfahrungen freue ich mich wie immer sehr! 🤙