Der Müllerthal Trail – Wandern in der Luxemburgischen Schweiz

Wenn dich die Reiselust einmal packt, dann macht sie vor keiner Pandemie der Welt Halt. Wenn du raus musst, musst du raus. Wenn das Reisen aber nicht mehr selbstverständlich ist, müssen neue Ideen her – bestenfalls welche, die nicht viel kosten und leicht umzusetzen sind. Zum Glück hat uns die gleiche Pandemie auch die Zeit gegeben, so viel wie nie zuvor nach neuen Ideen zu suchen. Es hat nicht lange gedauert und wir haben die Wanderschuhe eingepackt und uns mit dem Auto auf den Weg von 2 1/2 Stunden in die Wälder und Schluchten der Luxemburgischen Schweiz gemacht.

CAMPING MARTBUSCH IN BERDORF

Die Luxemburgische Schweiz ist voll mit süßen und kleinen Campingplätzen. Wir sind ziemlich schnell auf den Camping Martbusch gestoßen; der liegt zentral auf dem Müllerthal Trail und inmitten vieler schöner Wanderrouten, Schluchten und Felsen. Es sind vielleicht 200 Meter, die den Campingplatz von der Route 2 des Trails und einigen Kletterfelsen trennen.

DIE PODS

Neben den gewöhnlichen Stellplätzen verfügt der Campingplatz über mehrere Pods in 3 Größen: Basic, Mega mit Toilette und Küchenzeile und Mega XL mit ganzem Bad. Uns aber reichte die einfache Variante mit 2 Betten, Tisch und 4 Stühlen und kleiner Terrasse. Mit einer kleinen Heizung und Strom waren wir auch versorgt – nur das Bettzeug fehlte. Wenn in der Beschreibung steht, ihr braucht Bettwäsche, dann bringt auch Decke und Kissen mit und nicht nur die Bezüge. 😄 Einen Pod könnt ihr ab 32 €/ Nacht mieten, die genauen Preise findet ihr hier.

Am schönsten ist es, wenn man morgens den Tisch auf die kleine Terrasse stellt und draußen mit den Brötchen vom morgendlichen Brötchendienst frühstückt. Jeden Abend hat es zum Ende unserer Tour angefangen zu regnen. Wir kamen klitschnass im Pod an, setzten uns mit warmen Sachen und einem Tee vor die Heizung und beobachteten durch die Glastüren den Regen. Es sind diese kleinen und leider viel zu seltenen Momente, für die man einfach glücklich und dankbar ist.

DER MÜLLERTHAL TRAIL

Der Müllerthal Trail ist die Hauptattraktion in der Gegend. Das Besondere an ihm ist, dass er nicht einfach an Felsformationen und Schluchten vorbei führt, sondern mitten durch wann immer es geht. Die insgesamt 112 km sind in 3 gleichgroße Schleifen aufgeteilt, alle gekennzeichnet durch das rote M. Zusätzlich gibt es 4 extra Routen, gekennzeichnet durch das orange M. Die offizielle Website empfiehlt die einzelnen Schleifen noch einmal in Etappen zu teilen, genauere Infos dazu hier. Die 3 Routen in 3 Tagen laufen zu wollen war auch eine dumme Idee, die wir ganz schnell wieder verworfen haben.

WANDERN AUF DER ROUTE 2

33 KILOMETER

Vom Campingplatz sind es etwa 200 Meter zum Trail, der aber momentan ab Berdorf für 2 km gesperrt bzw. umgeleitet ist. Das scheint schon länger so zu sein, denn für die Umleitung wurden mittlerweile Holzschilder angefertigt. Der Weg verläuft also erst einmal außerhalb der Felsen und Schluchten auf einem gewöhnlichen Waldweg. Ich war enttäuscht über unsere erste Begegnung mit dem Trail, dafür sind wir doch nicht extra nach Luxemburg gefahren! Nach 2 km konnten wir zurück auf den eigentlichen Weg durch die Schluchten und Felsspalten und meine Laune besserte sich enorm. Einige der Felsspalten waren sehr dicht und dunkel. Wer kein Adrenalin in engen Felsspalten sucht, kann sie meist umgehen – manchmal aber auch nicht. Wer sich wie wir aber gern durch enge Felsspalten zwängt, kommt auf dieser Route voll auf seine Kosten. Bringt am besten eine kleine Lampe mit, denn Abschnitte wie der „Kohlscheuer“ lassen absolut kein Tageslicht durch. Wenn ihr euch für eine der 3 Routen entscheiden wollt, empfehle ich euch diese. Sie ist die Kürzeste und hat trotzdem die meisten Highlights. Plant für die 33 km einen ganzen Tag ein. Wir sind mittags gestartet und obwohl wir in Scheidgen auf den Fred-Welter-Pfad umgestiegen sind, der direkt zurück nach Berdorf führte, waren wir erst 19.30 Uhr wieder am Pod.

WANDERN AUF DER ROUTE 3

37 KILOMETER

Der eigentliche Plan war es ja jeden Tag eine Route zu schaffen, also war heute die Route 3 an der Reihe. Das war übrigens die einzige, die wir vollständig gelaufen sind. Das Auto konnten wir kostenlos an der Heringer Millen abstellen. Wir hatten einige Kilometer vor uns, da mussten wir nicht noch 8 km dahin laufen. Wir sind also um 9.30 Uhr am Auto gestartet und hatten es nicht weit bis zum ersten Highlight, dem Schiessentümpel. Die Highlights der Route 3 verdichten sich so ziemlich auf das Stück zwischen Beaufort und der Kallektuffquell. Wer gern ungestört durch Wald und Wiesen wandert, wird die ganze Route sicher genießen. Wir aber wollten Felsen und Wasserfälle sehen, die es auf etwa 25 km der Strecke nicht gab. Eher haben wir uns die Füße wundgelaufen und Kräfte verbraucht, die wir gern anders genutzt hätten. Die insgesamt 37 km waren uns zu viel. An der nächsten Wanderkarte stellten wir unseren Plan für den nächsten Tag komplett um.

NATURWANDERPARK DELUX

Wie gesagt haben wir unsere Route für den letzten Tag vollkommen umgestellt. Anstelle der Route 1 haben wir uns für die kleineren, unbekannteren Wege rund um Berdorf entschieden. Die sind nicht alle so gut gepflegt wie der Müllerthal Trail, wahrscheinlich weil sie weniger zum Tourismus beitragen. Dafür sind auf ihnen aber auch deutlich weniger Wanderer unterwegs. Einige dieser kleinen Wege haben eine extra Kennzeichnung, den „Naturwanderpark delux“. Wir haben für uns festgestellt, dass man entlang dieser Markierungen die meisten spektakulären Felsen findet, wie die Siewenschlüff auf dem B2. Die 7 verzweigten Felsspalten lassen zum Teil nur 30 cm Platz, um sie zu passieren. Das sind die Highlights, von denen ich die ganze Zeit spreche! Mit dieser Tour waren wir vollkommen zufrieden. Sie war nicht nur deutlich kürzer und damit schonender für unsere Füße, sie hatte auch die meisten Höhepunkte, für die es sich lohnt kilometerweit zu wandern.

KLETTERN

Viele der Felsen eigenen sich perfekt zum Klettern, teilweise sind an den Kletterwänden Exen vorgegeben. Klettern ist hier aber nur als Mitglied eines anerkannten Klettervereines erlaubt und wird wohl regelmäßig kontrolliert.

MEIN TIPP

Plant eure Routen nicht im Internet! Die Karten online zeigen nur den Müllerthal Trail. Alle Wanderwege und Felsen findet ihr nur auf den Wanderkarten vor Ort, egal ob ihr sie kauft oder die aufgestellten Karten an den Wegen und Camps nutzt. Der Trail ist sehr lang und führt nur teilweise durch die Schluchten. Nehmt euch also die Wanderkarte zur Hand und guckt, wohin ihr wirklich gehen wollt, anstatt euch stur an vorgegebene Routen zu halten. Schaut vor allem mal auf Martines Blog vorbei, sie lebt in Luxemburg und stellt euch all die kleinen Wanderwege mit nützlichen Infos und Bildern vor (Wandern in Luxemburg).

HIERFÜR KOMME ICH WIEDER

Leider haben wir nicht einmal ansatzweise die Route 1 gesehen und auch beim Naturwanderpark sind wir gerade mal auf den Geschmack gekommen. Außerdem hätten wir die Chateaus in Larochette und Beaufort gern von innen gesehen. In Larochette hätte es uns einen zu großen Umweg gekostet und in Beaufort war es leider schon geschlossen.

Wart ihr selbst schon auf dem Müllerthal Trail unterwegs oder habt es vor? Wie viel seid ihr davon gelaufen und wie hat es euch gefallen? Schreibt mir vor allem gern, wie euch die Route 1 gefallen hat und ob es sich lohnt, dafür wiederzukommen!

5 Gedanken zu “Der Müllerthal Trail – Wandern in der Luxemburgischen Schweiz

  1. Schöne Bilder von der Luxemburgischen Schweiz 🙂 Hoffe ihr kommt bald mal wieder. Für mich ist tatsächlich die Route 3 mit seiner Extratour am schönsten, da es ein Mix zwischen Felsen, Schluchten sowie Wald- und Wiesenlandschaft darstellt. Und vor allem, ist die Route 3 weniger besucht als Route 2. Wer das typische Müllerthal mit Felsen und Schluchten sehen möchte, ist auf der Route 2 am besten aufgehoben. Route 1 finde ich immer noch sehr schön, allerdings sind die 2 und 3 meine Favoriten. Wenn du Felsen suchst, ist die Route 1 hauptsächlich in der ersten Hälfte ab Echternach interessant, danach ist es ähnlich wie bei Route 3. Ich habe aber mittlerweile den ganzen Trail sowie seine Extratouren gemacht – aber da ich hier wohne ist es für mich ja auch einfacher 😉

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